Sonntag, 2. Februar 2014

Verwirrung und Abhängigkeit


Verwirrung & Abhängigkeit

Um Dein Geschäft zum Blühen zu bringen, beute nicht nur die Verwundbarkeit von Leuten aus, die durch besondere Umstände geschwächt sind (Trauer, Trennung, Krankheit, Arbeitslosigkeit usw.)

Um Deinen Kundenkreis zu erweitern, musst Du auch daran arbeiten, eine möglichst große Anzahl von Menschen zu destabilisieren, denen es – ohne Dich – eher gut geht. Das Verfahren ist sehr einfach: Du säst Verwirrung im Geist Deiner Artgenossen, indem Du zur Passivität und zum magischen Denken aufstachelst und so das Entstehen oder die Steigerung unangenehmer Empfindungen und wirklicher Probleme ihres Lebens beförderst.

So steigerst Du die Chance, dass sie Dich um Hilfe bitten.


So gesagt, mag das eindrucksvoll und schwierig erscheinen. Ich versichere Dir: dem ist nicht so. Du musst nicht irgend etwas erfinden, es genügt, in den Spuren Deiner Vorgänger zu wandeln. Ich rufe Dir noch einmal ins Gedächtnis, dass Scharlatan einer der ältesten Berufe der Welt ist. Du kannst Dich also auf die Kenntnisse und das Handeln stützen, die jahrhundertelang angewandt wurden. Und auf weit verbreitete süchtig machende Ansichten.


Wie Du weißt, fängt man mit Essig keine Fliegen. Um Deine Suppe an den Mann/die Frau zu bringen, musst Du Befreiung, Autonomie, „echte“ Heilung, Aufblühen, Verantwortung, Selbstverwirklichung vorgaukeln – dank Deiner Dienstleistungen.

Sobald du die Opfer angelockt hast, indem Du auf ihren Wunsch eingehst, Besserung zu erleben, wirst Du sie in aller Ruhe aus dem Gleichgewicht bringen. Aufgrund Deiner Autorität als „weisem“ Scharlatotherapeut  bist Du in der idealen Lage, um im Kopf möglichst vieler Personen weit verbreitete Ansichten einzupflanzen oder zu verstärken.

Betrachten wir einmal das Herz Deiner zerstörerischen Unternehmung.
Es geht darum, all diese Menschen zum Nichtstun zu ermutigen, genau dort, wo sie sich eigentlich zum Handeln entscheiden müssten. Zugleich wird man bei ihnen ein Gefühl der Allmacht entwickeln, indem man sie ermutigt, sich als Schöpfer und Verantwortlicher für Dinge anzusehen, über die sie eigentlich keine Gewalt haben. Da diese Allmacht sich augenscheinlich
mit der Wirklichkeit nicht in Einklang bringen lässt, werden an die Stelle ihrer Eigenverantwortung sehr bald Schuld- und Versagensgefühlen treten.
Anders gesagt: Du bringst Deine (zukünftigen) Klienten dazu, auf die reelle Bestimmung über ihr eigenes Leben zu verzichten; und andererseits lässt Du sie glauben, dass sie Allmacht darüber besitzen und diese gebrauchen müssen.
Das Schöne daran ist, dass Du Deine Bosheit in eine schöne, vom Nebel der Vergeistigung und der Volksweisheit durchtränkte Abhandlung verpacken kannst.

Jetzt brauchst Du nur noch die Früchte Deiner Arbeit zu genießen.

Drei Grundsätze müssen berücksichtigt werden:         

  • Das Gesetz der Anziehungskraft und ihrer Varianten         
  • Da die Methode perfekt ist, kann ein Misslingen immer dem Nutzer                                                       zugeschrieben werden          
  • Deinen Kunden aufgeben


Diese Grundsätze werden in späteren Lektionen vertieft.
Dass diese Meinungen manchmal ein wenig widersprüchlich sind, stellt kein Problem dar.  Ich erinnere Dich daran, dass Dein Ziel ist, Verwirrung zu stiften. Gegenüber einer orientierungslosen Person wirst Du auf die Regel setzen, die im gegebenen Fall am geeignetsten ist, Passivität, Schuld- oder Versagensgefühle  zu erzeugen.
 
Theoretische Lektion: Etwas Kultur
Das Wort „Allmacht“ ist gewöhnlich  verbunden mit dem Adjektiv „kindlich“! Tatsächlich ist das Allmachtsgefühl an Unreife gebunden; wir sollten eigentlich im Erwachsenenalter davon frei sein. Glücklicherweise
kann man – wie Jacques Brel sang – „alt sein ohne erwachsen zu sein“...
Um Deine Kenntnisse auf den neuesten Stand zu bringen, schlag ich vor, diesen Artikel über die Allmacht und den Text über die kindliche Allmachtsphantasien zu lesen.

Ich fand auch diesen Artikel über die Passivität.

Auswendig lernen!
Um Menschen schwach und abhängig zu machen:
·         ermutige ich sie zur Passivität dort, wo es für sie profitabel  wäre,
·         kultiviere ich ihr Allmachtsgefühl, da ich weiß, dass dieses bei ihnen früher oder später Schuld- und Versagensängsten auslösen wird.

Praktische Übung: etwas Selbstbeobachtung
Sich selbst zu kennen kann dabei helfen, zu erfahren, wie andere funktionieren. Ich vertraue Dir, und Du wirst daraus Nutzen ziehen.
Wirf einen kurzen Rückblick auf Dein Leben, erstelle ein Liste von fünf Momenten, die aufgrund von Passivität oder Allmachtsfantasien vertan wurden.

Auch Lesenswsert :

 

  • Sein oder scheinen : Entsprechend den Regeln der New-Age-Mystik wirst Du predigen, dass Sein mehr wert ist als Scheinen. Aber als Scharlatologe kannst Du Dir denken, dass Dein Ding das Scheinen ist, d.h. dass Du Dein Bild pflegen und eine Rolle spielen musst.


  • Angriff ist die beste Verteidigung : Du fürchtest vielleicht, dass Dein Erfolg manche Leute aus der Fassung bringen könnte. Ich erkläre Dir, wie Du die Hürden auf dem Weg ins Nirwana beseitigen kannst.

  • Für alle: Brief an den Weihnachtsmann : Im Jahr 2006 hat der Film der Australierin Rhonda Byrne das „Gesetz der universellen Anziehungskraft" in aller Welt äußerst populär gemacht.  

  • Die physische Unsterblichkeit :  Ein schlimmer Betrug, vergleichbar mit dem von Hans-Christian Andersen vor zwei Jahrhunderten in seiner Erzählung Des Kaisers neue Kleider" ausgedachten Schwindel, ist die physische Unsterblichkeit".
 
 
 

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