Überblick über die Scharlato-Therapien bei Krebserkrankungen
Von Zoélie Fresh redigierter
Artikel
Der Krebs ist eine schwerwiegende
Erkrankung, die viele Menschen berührt: Somit ist sie auch ein ergiebiger
Markt. Es wäre schade, die Kranken mit einer ernsthaften medizinischen
Behandlung zufriedenzustellen, wo es doch eine solche Vielfalt von „Therapien“
gibt, die alle viel phantasievoller sind, und so viele Möglichkeiten, von der
Verzweiflung der Menschen, die mit einer bedrückenden Realität konfrontiert
sind, zu profitieren, indem man von ihnen Geld nimmt oder einfach um des
Vergnügens willen, sie in eine Einbahnstraße zu schicken.
Welche Bedeutung sollte man dem
Argument „nicht bewiesene Wirksamkeit“ geben?
Ein oft geäußerter Vorwurf in
Bezug auf nicht konventionelle Behandlungsweisen ist die „nicht bewiesene
Wirksamkeit“.
Wie kann man es erreichen, dass die Leute die Formulierung „nicht
nachweisbare Wirkung“ mit „noch nicht bewiesene Wirksamkeit
wegen fehlender Mittel, diese Nachweise zu erbringen“ übersetzen ?
Die Pharmariesen gehören an den
Pranger! Ein Komplott der Pharmaindustrie müsste öffentlich eingeklagt werden,
weil sie die Realisierung von Studien, welche die fehlenden Beweise erbringen
würden, verhindert. Mit diesem Komplott schützt die Pharmabranche ihre
beträchtlichen Gewinne, denn die Studien würden die Wirksamkeit und sogar die
Überlegenheit der alternativen Methoden belegen.
Zögere nicht und lasse Petitionen
unterschreiben, die eine objektive Evaluation der alternativen Therapien im
Namen der therapeutischen Freiheit verlangen. Das wird wohl zu nichts führen;
aber zeigen zu können, dass eine Petition auf den Weg gebracht ist, würde
Deiner scharlatanischen Therapie nur als Unterstützung dienen.
Ein weiteres brauchbares Vorgehen
besteht darin, auf tatsächlich existierende wissenschaftliche Studien zu
verweisen, sie aber so umzuformulieren, dass sie zu Deinen Zielen passen. Noch
besser wäre es, wenn diese Studien in einer andern als der geläufigen Sprache
Deiner Patienten verfasst sind – dann kannst Du sie nach Belieben manipulieren.
In Wirklichkeit gibt es ernst zu nehmende Studien über unkonventionelle
Therapien – sie belegen aber deren Wirkungslosigkeit. Du wirst Dich
hüten, diese Tatsachen zu erwähnen.
Zitronensaft
Es genügt Dir - wie andern auch –
zu versichern, dass Zitronensaft 10.000 Mal wirksamer ist als die
Chemotherapie. Ein Laboratorium (hierzu wirst Du Dich genauer Angaben
enthalten) habe herausbekommen, dass Zitronensaft 10.000 Mal wirksamer die
Krebszellen bekämpft als das Medikament Adriamycin. Du kannst dich auch auf die
Tatsache stützen, dass ein ehemaliger Arzt, Schüler
des Scharlatans Hamer, den Zitronensaft empfiehlt, um den Krebs zu behandeln.
Es existieren also gut und gerne
auch diplomierte Scharlatane! Aber Vorsicht: Das bleibt unter uns...
Nach Aussagen einer französischen
Internetseite existiert diese Desinformation über die angebliche Wirkung des
Zitronensafts auf den Krebs seit Oktober 2010.
Tatsächlich kann der Verzehr von
Zitrusfrüchten eine präventive Rolle gegenüber einigen Krebskrankheiten
spielen, aber wenn der Krebs ausbricht, können die Zitrusfrüchte eine
medizinische Behandlung nicht ersetzen und haben dann nicht die geringste
Wirksamkeit mehr.
Das Vitamin C (Pauling, Scohy)
Der Amerikaner Linus
Pauling, ausgezeichnet
mit dem Chemie- und dann mit dem Friedensnobelpreis, hat den Gedanken
verbreitet, dass große Dosen des Vitamins C wirksam seien gegen Schnupfen,
Krebs und andere Krankheiten.
Trotz einer großen Anzahl von
Studien bleibt die Theorie umstritten.
Das ist nicht schlimm! Du musst
Dich nur darauf beschränken, die Wirksamkeit des Vitamin C auf den Krebs zu
behaupten – auch wenn sie nicht bewiesen worden ist – denn ein zweifacher
Nobelpreisträger kann sich wohl nicht täuschen (Autoritäts-Argument).
Und wenn sich das Vitamin C trotz
starker Dosis als unwirksam erweist, können sich Die Patienten jederzeit an
einen echten Arzt wenden, der sie einer richtigen Behandlung ihrer
Krebskrankheit unterziehen wird. Sie haben nur ein wenig Zeit verloren. Aber
was bedeutet etwas Zeit für einen Krebskranken? Natürlich, Zeit ist wertvoll,
man sollt sie nicht vertun!? Schlimm genug: Du brauchst ja Geld...
Keratin vom Kuhhorn, Eselsblut
und Linden-Öl
Eine kleine Gruppe katholischer
Provenienz schlägt uns in amerikanischen Laboratorien synthetisch hergestelltes
Eselsblut vor, aber sie empfiehlt noch mehr das Blut der Esel von Saint André;
es sollte aber des besseren Geschmacks wegen mit Heidelbeer-Sirup gemischt
werden. Wie köstlich muss das schmecken...!
Eine Minimal-Kur über 21 Tage
würde anscheinend zur Heilung führen (das ist wohlgemerkt nicht erwiesen!)
Die amerikanischen Laboratorien,
welche das synthetische Eselsblut herstellen, brüsten sich mit einer
Heilungsquote bei Krebserkrankungen von 99%! Toll! Ein wahres Wunder!
Und ich habe davon nie etwas
gehört! Diese niederträchtigen Heimlichtuer!
Unser Grüppchen (man beachte: ich
spreche nicht von Sekte) empfiehlt uns, unser schmackhaftes eselsblutbasiertes
Programm mittels Keratin (Hornsubstanz) zu ergänzen; daran soll man sich drei
Mal am Tag laben - und das 40 Tage lang. Zweifellos erhält man dieses
Keratin-Puder sehr leicht, indem man 3 Kilogramm Kuh-Horn verbrennt. Man kann
sich auch die Finger- oder Fußnägel zernagen oder seine Haare verspeisen, denn
auch sie enthalten Keratin, nur besteht die Gefahr, nicht auf die nötige Menge
zu kommen.
Es wäre allerdings
gesellschaftlich gesehen etwas fragwürdig, von unseren Mitbürgern
die Produkte ihres Nagelknabberns
zu erbitten, um unseren Krebs zu behandeln... meine ich wenigstens.
Und um das Programm zu
vervollständigen, wird uns noch das Rezept zur Gewinnung des Linden-Öls
geliefert: Zu applizieren auf die Krebs–Knoten.
Statt vom Krebs zu heilen, findet
sich hiermit ein schönes Programm, das manuelle Arbeiten mit der
gastronomischen Genüssen verbindet!
Am Ende des Dokuments findet sich
ein eingerahmter Text über „den
Patienten, der die Heilung wählt“. Es findet sich auch das große Prinzip aller Scharlatotherapie:
Die
Scharlatotherapie ist perfekt.
Ihr
Versagen liegt immer am Benutzer.
Und das Rennen ist gewonnen!
Mikrozymas oder Nanobes von Béchamp
Antoine Béchamp, ein
Arzt des 19. Jahrhunderts, hat eine heute verworfene Theorie veröffentlicht, wonach alle tierischen oder
pflanzlichen Zellen aus kleinen Partikeln bestehen, die in der Lage sind,
Bakterien zu formen, die er Mikrozymas nennt und die auch nach dem Tod der
Zelle, aus der sie entstanden sind, weiterleben und sich auch fortpflanzen.
Für die moderne wissenschaftliche
Medizin gibt es diese „Mikrozymas“ ganz einfach nicht.
Die Zelle wird aseptisch genannt,
das bedeutet, dass keine Bakterie (oder „Mikrozyma“) oder ein Partikel, das
eine Bakterie werden könnte, „leben“ kann. Die Theorie von Béchamp ist somit
obsolet.
Aber dass diese Theorie als null und nichtig bewiesen ist, hat
keinerlei Bedeutung.
Wie andere irrtümliche Theorien
wird jene von Béchamp über die „Mikrozymas“ von einer bestimmten Anzahl von
Scharlatanen, besonders vom Ex-Mediziner Alain Scohy, Anhänger und Schüler des
ehemaligen, inzwischen nicht mehr akkreditierten Arztes Geerd Hamer,
aufgegriffen. Hamer ist für zahlreiche Todesfälle in den letzten 30 Jahren
verantwortlich; diese Todesfälle sind den zahlreichen Theorien dieses
Quacksalbers über Krebskrankheiten zu verdanken.
Wie kannst auch Du diese „Mikrozymas“-Theorie nutzen, um eine
scharlatanische Therapie zu verkaufen?
Du kannst – wie andere auch –
ebenfalls eine kleine pseudowissenschaftliche Geschichte erfinden, die „gut
klingt“, und behaupten, dass diese „Mikrozymas“ in Überfülle in den Krebszellen enthalten sind und darüber hinaus
in allen kranken Zellen. So würde man vom Krebs geheilt werden, wenn man eine
wunderbare Lösung findet, um diese „Mikrozymas“ (die in Wirklichkeit gar nicht
existieren) „abzutöten“ – mit Hilfe von Magie.
Scharlatanische Therapien für jeden
Geschmack
Auf die gleiche Art und Weise
bieten sich zahlreiche Scharlatotherapien an, welche selbstverständlich den
Krebs besiegen. Um Deine wertvolle Zeit nicht zu verschwenden (und damit auch
viel Geld), hier eine Auswahl der Möglichkeiten:
- Hyperthermie
- Haifischknorpel
- Misteltherapie nach der
anthroposophischen Medizin von Rudolf Steiner
- Gemüsebrühe nach Breuss
- Bioresonanz
- Grigori Petrovitsch Grabovoi
(Zahlenkombinationen und Wiederauferstehung)
- Homöopathie zur Minderung von
Nebenwirkungen von Behandlungen, auch zur
Basisbehandlung
- Produkte von Beljanski
- Jean Solomides
- Alchemille
- Eupatoire
- Desmodium
- Auszüge aus Traubenkernen oder
OPC
- Methode nach Gerson
- Makrobiotische Diät
- Polyaminfreie Diät
- Methode Simonton
- Psychologische Familienkunde und
familiäre Konstellationen
- Energetische und geistige
Medizin
- Akupunktur
- Hyperbare Oxigenotherapie
- Biophotonik
- Vitamin-B-17-Therapie
- Soda-Biocarbonat
Vergessen sollte man dabei nicht,
über die Verschwörung der großen pharmazeutischen Betriebe zu sprechen, die uns
daran hindert, an all diesen Pseudo-Behandlungen teilnehmen zu können, und uns
dazu verpflichtet, von der konventionellen Medizin behandelt und gerettet zu
werden!
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Chemophobie: Warum
Ängste gegenüber den klassischen Behandlungsformen einsetzen, ja sogar deren
Ablehnung provozieren?
· Grundlagen der
Chemophobie: Die
Chemotherapie in den Augen de Erkrankten diskreditieren, indem man den Glauben
verbreitet, dass die Ärzte selbst in ihrer Mehrheit ihr nicht vertrauen.
· Chemophobie:
Vervollkommnungs-Kurs: Die Chemotherapie als wirkungslose und gefährliche
Behandlungsart darstellen.
· Chemophobie: Vermeide
Schwierigkeiten! Patienten und deren Umwelt zu unkonventionellen
Therapien überreden, ohne die Verantwortung im Falle eines Verlustes an
Heilungschancen selbst zu tragen.
· Andere Faktoren, welche
die Chemophobie begünstigen: Einige weitere Ängste, die genutzt werden können, um Krebserkrankte zu
nicht konventionellen Behandlungen zu verführen.
· Die Theorien von Hamer
über den Krebs, erläutert von Merlin Perpaing: Die 5 Gesetze der Theorie des Ex-Mediziners Geerd
Hamer – erläutert und kritisiert.ç
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