Ideales Opfer?
Jedes
menschliche Wesen ist praktisch jederzeit dafür
empfänglich, von einem Hochstapler in die Falle gelockt zu werden. Sogar Du.
Sogar ich.
Kein
Mensch ist vollkommen...
... und umso schwerer fällt es ihm, zu
akzeptieren, dass wir überschwemmt werden von Bildern der physischen Schönheit,
des finanziellen und beruflichen Erfolgs als den Vorbildern, denen wir folgen
sollten. Also versucht er mit allen möglichen und vor allem denkbaren Mitteln
(Mode, Kosmetik, Sport, persönliche Weiterentwicklung usw.) besser zu werden.
Das
trifft sich gut, denn Du verkaufst ja ein solches der Verbesserung dienendes
Produkt.
Jedes
menschliche Leben trägt seinen Anteil an Unglück und Leiden mit sich herum
Spontan
versucht der Mensch, sich dem Leiden zu entziehen, außer wenn er davon
überzeugt ist, dass dies nicht in seinen Kräften liegt.
Dank Dir
ist es aber möglich. Er kann also wieder Hoffnung schöpfen. Du bist bereit,
Deine Talente / Fähigkeiten / Kompetenzen / Techniken / Produkte in seinen
Dienst zu stellen – gegen klingende Münze und gutes Geld.
So kann er
ja sein Leiden loswerden, natürlich unter der Bedingung, dass er es „wirklich
will“.
Der
Idealismus
Viele Menschen
sind empfänglich für positive Werte wie Güte, Solidarität, Mitgefühl,
Redlichkeit, Vertrauen, Beständigkeit, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung,
Leben in Harmonie mit den Mitmenschen und der Umwelt.
Begeisterte
Kommunikation über diese Werte wird es Dir erlauben, bei Deinen Opfern den
Wunsch zu stärken, in einer besseren Welt zu leben. So verschaffst du Dir ein
positives Image, indem Du den Anschein erweckst, dass Du diese Werte teilst.
Du kannst
Produkte oder Dienste verkaufen, die dazu beitragen „ eine bessere Welt zu
schaffen“.
Bedarf
an Sinngebung
Bei
großem Leiden geraten Betroffene in Widerstreit mit Fragen wie: „Warum? Warum
passiert es mir?“ usw. Den schmerzlichen
Ereignissen einen Sinn zu geben, lindert das Leiden. Da Du die Probleme Deiner
Klienten nicht aus der Welt schaffen kannst, solltest Du Deine Patienten wenigstens
glauben machen, dass Du deren Sinn erkennst. Das wird Dir Macht über sie geben.
Angesichts
der Verzweiflung einer leidgeprüften Person wird eine „Erklärung“ – selbst wenn
sie unsinnig ist – eine beruhigende Wirkung zeitigen, die Dein Bild als
glaubwürdiger Charlatotherapeut® festigen wird.
Warum aber
würde Dein Klient Deine fragwürdige Deutung seines Leidens akzeptieren?
· Erstens, weil er Dich dafür
bezahlt;
· Zweitens, weil er selbst seinem
Leiden keinen Sinn zuordnen kann und Deinen „Erklärung“ diese Sinnlücke
ausfüllt;
· Drittens, weil Du sorgfältig
darauf achtest, die charlatotherapeutischen Referenzen und den entsprechenden
Jargon zu benutzen, um Deinem Diskurs Glaubwürdigkeit zu verleihen.
Den
Leiden einen Sinn zu geben ist ein sehr profitabler Zweig der Charlatotherapie®
Unsicherheit
aufgrund von Zufällen und Unbeständigkeit
Wie die
Sinnlosigkeit ist auch der Zufall eine Quelle der Unsicherheit und des Leidens.
Es gilt also, den Zufall auszuschalten.
Du musst
in der Lage sein, Deinen Klienten in einem sowohl sicheren als auch
geheimnisvollen Ton klarmachen, dass „der Zufall nicht existiert“, und
einflüstern, dass hinter dem offensichtlichen Chaos die Welt in Wirklichkeit
geordnet, zusammenhängend und überschaubar ist. Das müsste genügen, um Deine
Gesprächspartner zu überzeugen, dass Du
aus dem
Effeff die geheimen Gesetze kennst, die unser Universum regieren.
In diesem
Falle handelt es sich nicht eigentlich darum, den Leidensqualen einen Sinn zu
geben, sondern die grundlegenden Zusammenhänge zwischen zwei Ereignissen zu
bestimmen, welche unser Menschenverstand als unabhängig voneinander ansehen
würde.
Die
Existenz des Zufalls zu leugnen erlaubt Dir, Erläuterungen zu den geheimen
Verbindungen von Ereignissen an den Mann / an die Frau zu bringen. Je stärker
Dir Deine Darlegung an den Haaren herbeigezogen scheint, desto wichtiger ist es
auf schwer verständliche Begriffe der Quantenphysik
(sehr in Mode), auf subtile Vorhaben und Karma
zurückzugreifen.
Praktische Übung im Argumentieren
Unternimm
eine kleine Recherche im Internet über die Schlüsselwörter „ Sinn – Leiden –
Rückgang“, erstelle aus dem gefundenen Material einen Text über das Thema „Sinn
zu finden mindert das Leiden“.
Ich weiß,
dass Du dazu eine Menge finden wirst; ich habe es überprüft.
Versuche
nicht, Dich aus dem Staub zu machen, um die Übungen zu umgehen – das klappt
nicht mit mir.
Ein
gleiche Übung folgt mit den Schlüsselwörter: „Zufall gibt’s nicht“. Du wirst
genügend spirituell-psycho-pseudo-wissenschaftlichen Bluff finden, um eine
schlüssige Argumentationslinie für das Thema: „Zufall gibt’s nicht“ zu
verfassen. Wenn Du dich als Streber aufspielen willst: Suche auch unter dem
Stichwort „Synchronizität / Gleichschaltung“.
Und Du wirst überleiten zum
mündlichen Vortrag. Gestehe, dass Du allmählich Gefallen daran findest...
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