Freitag, 20. Dezember 2013

Ideales Opfer


Ideales Opfer?

Jedes menschliche Wesen ist praktisch jederzeit dafür empfänglich, von einem Hochstapler in die Falle gelockt zu werden. Sogar Du. Sogar ich.



Kein Mensch ist vollkommen...

...  und umso schwerer fällt es ihm, zu akzeptieren, dass wir überschwemmt werden von Bildern der physischen Schönheit, des finanziellen und beruflichen Erfolgs als den Vorbildern, denen wir folgen sollten. Also versucht er mit allen möglichen und vor allem denkbaren Mitteln (Mode, Kosmetik, Sport, persönliche Weiterentwicklung usw.) besser zu werden.

Das trifft sich gut, denn Du verkaufst ja ein solches der Verbesserung dienendes Produkt.


Jedes menschliche Leben trägt seinen Anteil an Unglück und Leiden mit sich herum

Spontan versucht der Mensch, sich dem Leiden zu entziehen, außer wenn er davon überzeugt ist, dass dies nicht in seinen Kräften liegt.

Dank Dir ist es aber möglich. Er kann also wieder Hoffnung schöpfen. Du bist bereit, Deine Talente / Fähigkeiten / Kompetenzen / Techniken / Produkte in seinen Dienst zu stellen – gegen klingende Münze und gutes Geld.

So kann er ja sein Leiden loswerden, natürlich unter der Bedingung, dass er es „wirklich will“.


Der Idealismus

Viele Menschen sind empfänglich für positive Werte wie Güte, Solidarität, Mitgefühl, Redlichkeit, Vertrauen, Beständigkeit, Gerechtigkeit, Selbstverwirklichung, Leben in Harmonie mit den Mitmenschen und der Umwelt.

Begeisterte Kommunikation über diese Werte wird es Dir erlauben, bei Deinen Opfern den Wunsch zu stärken, in einer besseren Welt zu leben. So verschaffst du Dir ein positives Image, indem Du den Anschein erweckst, dass Du diese Werte teilst.

Du kannst Produkte oder Dienste verkaufen, die dazu beitragen „ eine bessere Welt zu schaffen“.


Bedarf an Sinngebung

Bei großem Leiden geraten Betroffene in Widerstreit mit Fragen wie: „Warum? Warum passiert es mir?“ usw.  Den schmerzlichen Ereignissen einen Sinn zu geben, lindert das Leiden. Da Du die Probleme Deiner Klienten nicht aus der Welt schaffen kannst, solltest Du Deine Patienten wenigstens glauben machen, dass Du deren Sinn erkennst. Das wird Dir Macht über sie geben.

Angesichts der Verzweiflung einer leidgeprüften Person wird eine „Erklärung“ – selbst wenn sie unsinnig ist – eine beruhigende Wirkung zeitigen, die Dein Bild als glaubwürdiger Charlatotherapeut® festigen wird.

Warum aber würde Dein Klient Deine fragwürdige Deutung seines Leidens akzeptieren?

·      Erstens, weil er Dich dafür bezahlt;
·      Zweitens, weil er selbst seinem Leiden keinen Sinn zuordnen kann und Deinen „Erklärung“ diese Sinnlücke ausfüllt;
·      Drittens, weil Du sorgfältig darauf achtest, die charlatotherapeutischen Referenzen und den entsprechenden Jargon zu benutzen, um Deinem Diskurs Glaubwürdigkeit zu verleihen.

Den Leiden einen Sinn zu geben ist ein sehr profitabler Zweig der Charlatotherapie®

Unsicherheit aufgrund von Zufällen und Unbeständigkeit

Wie die Sinnlosigkeit ist auch der Zufall eine Quelle der Unsicherheit und des Leidens. Es gilt also, den Zufall auszuschalten.

Du musst in der Lage sein, Deinen Klienten in einem sowohl sicheren als auch geheimnisvollen Ton klarmachen, dass „der Zufall nicht existiert“, und einflüstern, dass hinter dem offensichtlichen Chaos die Welt in Wirklichkeit geordnet, zusammenhängend und überschaubar ist. Das müsste genügen, um Deine Gesprächspartner zu überzeugen, dass Du
aus dem Effeff die geheimen Gesetze kennst, die unser Universum regieren.

In diesem Falle handelt es sich nicht eigentlich darum, den Leidensqualen einen Sinn zu geben, sondern die grundlegenden Zusammenhänge zwischen zwei Ereignissen zu bestimmen, welche unser Menschenverstand als unabhängig voneinander ansehen würde.

Die Existenz des Zufalls zu leugnen erlaubt Dir, Erläuterungen zu den geheimen Verbindungen von Ereignissen an den Mann / an die Frau zu bringen. Je stärker Dir Deine Darlegung an den Haaren herbeigezogen scheint, desto wichtiger ist es auf schwer verständliche Begriffe der Quantenphysik (sehr in Mode), auf subtile Vorhaben und Karma zurückzugreifen.


Praktische Übung im Argumentieren

Unternimm eine kleine Recherche im Internet über die Schlüsselwörter „ Sinn – Leiden – Rückgang“, erstelle aus dem gefundenen Material einen Text über das Thema „Sinn zu finden mindert das Leiden“.
Ich weiß, dass Du dazu eine Menge finden wirst; ich habe es überprüft.
Versuche nicht, Dich aus dem Staub zu machen, um die Übungen zu umgehen – das klappt nicht mit mir.

Ein gleiche Übung folgt mit den Schlüsselwörter: „Zufall gibt’s nicht“. Du wirst genügend spirituell-psycho-pseudo-wissenschaftlichen Bluff finden, um eine schlüssige Argumentationslinie für das Thema: „Zufall gibt’s nicht“ zu verfassen. Wenn Du dich als Streber aufspielen willst: Suche auch unter dem Stichwort „Synchronizität / Gleichschaltung“.


Und Du wirst überleiten zum mündlichen Vortrag. Gestehe, dass Du allmählich Gefallen daran findest...




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